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Veganismus: Ein neuer Trend oder was steckt hinter der Bewegung?

Ob einen „Vöner“ to go oder eine „Vurst“ auf die Faust – in meiner Heimatstadt Berlin ist das kein seltenes Bild mehr. An so manchen Ecken bietet das Thema Stoff für lange Gespräche und auch das Internet ist voll von Blogs und Videos zu Veganismus. Ist das wieder nur ein Trend oder steckt da doch ein wenig mehr hinter? 

 

Sind wir mal ganz ehrlich: So einige von uns haben beim Blick auf die Speisekarte schon mal den „Veggie-Burger“ als Alternative anvisiert und mit dem Gedanken gespielt, dass man damit wohl die gesündere Variante wählen würde. Und auch im Supermarkt lächelt das bunte vegane Regal den einen oder anderen Fleischmampfer an. Damit tun wir unserem Körper doch etwas Gutes, oder nicht?!

 

Aber auch die Gegenseite ist stark vertreten, denn der vegane Lifestyle wird mit Sicherheit nur ein weiterer Trend sein. Schließlich sind wir Menschen zum Fleisch essen gemacht. Und außerdem ist allseits bekannt, dass Veganer mit so einigen Nährstoffmängeln zu kämpfen haben. Das kann doch nicht gesund sein, oder? 

 

Lasst es uns gemeinsam herausfinden. 

 

Die Ethik 

 

Viele wagen den Schritt in das vegane Leben auf Grund des Tierwohls. Die Ethik ist also bei vielen der ausschlaggebende Faktor. Und ganz ehrlich, wer sich schon einmal Dokumentationen über Massentierhaltung angeschaut hat, dem vergeht kurz der Appetit auf tierische Produkte. Manch einen prägt dieses Wissen so sehr, dass er etwas dagegen machen möchte. Eine Möglichkeit dazu bietet der vegane Lifestyle. 

Ganz simple Rechnung – wenn wir keine Produkte vom Tier essen, dann müssen weniger Tiere für die Lebensmittelindustrie leiden und sterben. 

Ganz so ist es natürlich nicht. Nur, weil eine Person auf tierische Produkte verzichtet, wird nicht automatisch weniger produziert. Wenn nun aber hundert weitere Menschen denselben Schritt wagen, so muss die Produktionslinie schon einen Gang runterfahren. Und wenn dann so wie in Deutschland nach Schätzungen 1,2 Mio. Menschen auf tierische Produkte verzichten, ist das eine ganz schöne Hausnummer für die Fleischindustrie und gleichzeitig ein Erfolg für die Umwelt.  

Denn wusstest du schon, dass für ein Kilogramm Rindfleisch ca. 15.500 Liter Wasser und 16 Kilogramm Futtermittel verwendet werden? Neben dem hohen Ressourcenverbrauch heißt das unter anderem, dass wertvolle Ackerflächen, die einen wichtigen Beitrag gegen den Hunger der Welt leisten würden, dafür verwendet werden, um uns ein Steak auf den Tisch zu zaubern. Zusätzlich kommt es bei der Produktion noch zu einem sehr hohen Ausstoß an Treibhausgasen, welche bekanntlich die Erderwärmung fördern. Geben wir doch zu – nachdenklich macht einen das schon.

Aber was ist denn mit dem ganzen Sojaanbau? Es ist ja schließlich bekannt, dass Soja ein beliebtes Lebensmittel bei Veganern ist. Und ganz so vorteilhaft soll sich dieser Anbau auch nicht auf den ökologischen Fußabdruck auswirken. Fakt ist jedoch, dass nur ein sehr geringer Anteil für den Verzehr vom Menschen angebaut wird. Der größere Teil dient der Fütterung von Nutztieren. 

Rein ethisch und umweltschonend ist die vegane Ernährungsform schon eine Überlegung wert. 

 

Fleischfresser vs. Pflanzenfresser 

 

Menschen sind nun mal „Fleischfresser“ und schließlich bietet uns Fleisch eine super Protein- und Nährstoffquelle. Schauen wir uns die sogenannte biologische Wertigkeit von tierischen Proteinen an, so sehen wir, dass diese höher als die von pflanzlichen Proteinquellen ist. Die biologische Wertigkeit ist ein Maß dafür, welche Menge eines Nahrungsproteins in körpereigene Proteine umgewandelt werden kann. Da die Proteinzusammensetzung des Tieres dem des Menschens ähnelt, sind diese leichter vom menschlichen Körper zu verwerten. Bei pflanzlichen Proteinen fehlt hingegen immer ein „Bauteil“, weshalb der Körper damit weniger anfangen kann. Kombinieren wir jedoch verschiedene pflanzliche Proteinquellen miteinander, so lässt sich die biologische Wertigkeit erhöhen. 

 

Also kann der Körper auch in der veganen Ernährung mit genügend Proteinen versorgt werden. Zudem lassen sich noch andere Vorteile nennen. Nutzen wir Pflanzen als Proteinquelle, so erhalten wir auch weitere nützliche Stoffe. Pflanzen sind reich an Mineralstoffen und Vitaminen, sowie Ballast- und sekundären Pflanzenstoffen, die allesamt gut für unseren Organismus sind. 

Auch Fleisch und Fisch bieten eine Reihe an Nährstoffen, die wichtig für uns sind. Vernachlässigen dürfen wir jedoch nicht die „unerwünschten“ Stoffe, die durch die unnatürliche Lebensweise der Tiere ins Produkt gelangen. 

Ähnliches passiert bei der Herstellung von pflanzlichen Lebensmitteln. Kaum etwas wird nicht gedüngt oder mit Pflanzenschutzmitteln bespritzt. Fakt ist jedoch, dass auch Futtermittel für Nutztiere dadurch belastet sind. 

 

Und was ist mit dem Nährstoffmangel? 

 

Wie auch in jeder anderen Ernährungsform kann man im Veganismus unter Nährstoffmängel leiden – eben dann, wenn sich nicht ausgewogen ernährt wird. 

Vegan heißt nicht automatisch gesund. 

Die Lebensmittelindustrie bietet so viele vegane Produkte an – angefangen von veganem Käse bis hin zu veganen Würstchen und vieles mehr. Man könnte sich also jeden Tag von Burger, Pizza und Frittiertem ernähren. Und das ist mit und ohne Fleisch ungesund und geht auf Dauer mit einem Mangel an Nährstoffen einher. 

Wichtig ist es, sich ausgewogen zu ernähren und darauf zu achten, dass alle Nährstoffe erhalten sind, die der Körper benötigt. Das gilt für jede Ernährungsform. 

Ein Vitamin, welches der Veganer genauer im Auge behalten beziehungsweise zusätzlich zuführen sollte, ist das Vitamin B12. Vitamin B12 findet man praktisch fast nur in tierischen Produkten. Ausnahmen bieten fermentierte Lebensmittel, wie zum Beispiel Sauerkraut oder Bier. Der B12-Gehalt ist in diesen jedoch sehr gering. Ach übrigens: Wenn du herausfinden möchtest, ob du einen Vitamin B12 Mangel hast, dann solltest du den sogenannten Holo-CT-Spiegel und/oder die sogenannte Methylmalonsäure (MMA)-Konzentration testen lassen. Denn der Vitamin B12-Spiegel im Blut gibt nicht genügend Auskunft über einen möglichen Vitamin B12-Mangel, da dort nicht zwischen aktivem und inaktivem Vitamin B12 unterschieden wird.  

Es gibt auch weitere Nährstoffe, die bei einer veganen Ernährungsweise kritisch zu betrachten sind. Hiermit sind unter anderem Jod, Eisen, Zink, Selen und Vitamin D gemeint. Jedoch betrifft dies nicht nur Veganer, sondern auch die Allgemeinbevölkerung. Alle weiteren Nährstoffe sind problemlos über eine ausgeglichene Ernährung deckbar. 

 

Aber ist die vegane Lebensform nicht ein wenig überteuert? 

 

In der Regel muss etwas tiefer in die Tasche gegriffen werden, wenn es die konventionellen Lebensmittel in veganer Form sein sollen. Veganer Frischkäse ist fast doppelt so teuer wie herkömmlicher und auch all die Fleischersatzprodukte oder veganen Proteinriegel lassen das Klimpern im Geldbeutel weniger werden. Aber abgesehen von diesen Produkten ist es genauso kostenintensiv wie die ausgewogene Normalkost. Und sind wir mal ganz ehrlich, wer sich mehrmals die Woche hochwertiges Fleisch gönnt, den lässt das Finanzielle auch nicht ganz kalt. 

Beim Veganer landen bis auf Tierprodukte prinzipiell die gleichen Sachen wie bei einem Mischköstler auf dem Teller. Anstelle der tierischen Proteine gibt es vermehrt Samen und Hülsenfrüchte. Unterm Strich kommt preislich etwa bei beiden Ernährungsformen eine ähnliche Summe raus. 

 

Vegane Revolution

 

Der vegane Lifestyle ist ein “Trend”, der zurzeit von vielen Menschen gelebt wird. In Deutschland sollen täglich ca. 200 Menschen dem Fleischkonsum den Rücken kehren (Veganer + Vegetarier). 

Vereinfacht wird der Umschwung durch die vielen neuen veganen Restaurants. Selbst der deutsche Ratskeller bietet heute Cappuccino mit Sojamilch und einen veganen Burger an. Die Supermärkte sind breiter aufgestellt und die Menschen treten dem Veganismus offener entgegen. Das sind super Voraussetzungen, um etwas Neues auszuprobieren. 

 

Fazit

 

Im Veganismus gibt es nicht „schwarz oder weiß“. Jede Medaille hat seine Kehrseite. Es kann gesund, aber auch – wie jede andere Ernährungsform – reich an ungesunden Lebensmitteln sein. Die Gefahr an einem Nährstoffmangel zu leiden ist auch hier vorhanden. Wenn man sich jedoch tiefgründiger mit den kritischen Nährstoffen auseinandersetzt, können diese Mängel gut verhindert werden. Die vegane Ernährungsform kann sehr kostenintensiv, aber genauso gut preislich vertretbar sein. Es gibt Vor- und Nachteile – so wie mit jeder anderen Ernährungsweise auch. Ernährungsphysiologisch kann eine ausgewogene vegane Ernährung mit Supplementation von Vitamin B12 durchaus sehr gesund sein. 

 

Im Endeffekt muss jeder für sich selbst entscheiden, ob diese Ernährungsform zu seinem Leben passt. Aber weshalb nicht mal einen Schritt in die Richtung wagen? Wie wäre es mit einem Tag pro Woche vegane Revolution für den Anfang? Einfach mal ausprobieren!

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